Online und Präsent

Durch meinen Studienstart 2020 habe ich meine ersten drei Semester eigentlich fast ausschließlich online verbracht. Im letzten Wintersemester hatte ich 2 Veranstaltungen pro Woche, die (bis Weihnachten) in Präsenz verliefen. Kontakte geknüpft? Fehlanzeige.

Umso glücklicher und wohler fühle ich mich seit Mitte März, als ich in mein Praxissemester gestartet bin. Mitte April kamen dann auch Präsenzveranstaltungen in der Uni hinzu. Ich glaube, ich kann jetzt schon sagen, dass mein viertes Semester (mit sehr großem Abstand) bis jetzt das Schönste in meinem Studium ist. Absolut kein Vergleich zu dem Onlinekram der vergangen drei Semester.

Und gleichzeitig bin ich froh, dass ich online gestartet bin und vorher noch nicht die Erfahrung gemacht habe, wie sich „richtiges Studieren“ eigentlich anfühlt. So hatte ich immerhin nie den direkten Vergleich.

Ich merke es jetzt ganz ganz abgeschwächt. Heute ist mein freier Tag. Wir sind nur an drei von fünf Tagen die Woche in der Schule, weil wir nebenbei noch die Seminare haben. Aufgrund meines Stundenplans in der Schule habe ich mich unter anderem für den Mittwoch als freien Tag entschieden. Bis auf Nachhilfe am Nachmittag habe ich heute gar nichts. Keine Veranstaltungen. Und irgendwie fühlt man sich ein wenig in die Online-Zeit zurückversetzt. Ich habe zwar einige Aufgaben, die erledigt werden müssen. Dennoch hält sich die Motivation in Grenzen, sich morgens direkt an den Schreibtisch setzen zu müssen. Es fängt schon damit an, dass man eigentlich auch gar keine Lust hat, sich wirklich fertig zu machen und anzuziehen. Sondern irgendwie ein bisschen in den Tag dümpelt.

Der einzige Unterschied zu den letzten Semestern ist wohl nur, dass ich heute ab 6 Uhr quietschfidel war. Das wäre mir im Onlinesemester nicht vorgekommen.

Ich glaube, was mich an der stumpfen Schreibtischarbeit (von zu Hause) nervt, ist die fehlende Abwechslung. Ich glaube, ich brauche das, dass ich mich morgens fertig mache, aus dem Haus gehe und dann erstmal was auf mich zu kommt, was mich überrascht. Beispielsweise in der Schule der direkte Kontakt mit den Menschen. Ich weiß nicht, was die Kinder an dem Tag für eine Laune haben. Wie gut sie arbeiten und sich konzentrieren können. Wird es unruhig? Wenn ich selbst Unterricht halten darf, bin ich natürlich auch auf die Stunden gespannt: wird alles klappen, wie ich es mir vorgenommen habe? Es kommt vieles Unerwartetes und Spannendes auf mich zu. Wenn dann noch Schreibtischarbeit nachmittags oder abends (oder noch besser natürlich Seminare in der Uni) anstehen, finde ich das als Abwechslung zum Schulalltag auch nicht schlimm (obwohl Schule natürlich deutlich mehr Spaß macht). Wenn ich aber morgens direkt am Schreibtisch sitze, habe ich diese Abwechslung eigentlich nie.

Ich habe mir deswegen überlegt, dass ich mittwochs vielleicht wieder meine morgendlichen Spaziergänge aus dem letzten Sommersemester integrieren kann. Dann habe ich mich morgens bewegt, war schon draußen und konnte ein wenig die Ruhe für mich genießen. Falls die Motivation dann zum Arbeiten zu Hause fehlt, könnte ich dann auch in die Uni fahren und dort ein paar Stunden arbeiten.

Heute geht das allerdings noch nicht, weil gerade der Schornsteinfeger da ist und jeden Moment klingeln könnte, um einen Zugang zum Dachboden zu bekommen. Aber vielleicht könnte ich ab nächster Woche so meinen „freien“ Tag verbringen.

Fazit vom Ganzen ist auf jeden Fall, dass ich wirklich unfassbar dankbar bin, mein Studium momentan wieder in Präsenz erleben zu dürfen und ich mir ganz doll wünsche, dass dieser Onlinemist nicht wieder nötig sein wird und ich in Ruhe normal weiter studieren darf. Die Hälfte meines Studiums ist ja schon fast um… (Zumindest wenn man nach Regelstudienzeit geht und nicht ein Semester verlänger).