Einsamkeit, Heimweh & die Sache mit dem Essen…

Tja, wo soll ich anfangen? Mein Sonntag war beschissen. Gut, es gibt auch Tage, die deutlich schlechter sind, aber zumindest ist mein Abend nicht wirklich so, wie ich es mir erhofft hatte. Obwohl der Tag gar nicht mal so schlecht gestartet ist. Morgen ist meine letzte Klausur für das Semester, weswegen ich heute den ganzen Tag gelernt habe. Heute fiel es mir sehr schwer, mich zum lernen zu motivieren, ließ mich von jeder Kleinigkeit ablenken, meistens waren es meine eigenen Gedanken. Jetzt bin ich erstmal fertig, nachher schau ich mir noch die Probeklausur an, aber dann reicht es auch.

Gerade jetzt, abends fühl ich mich sehr oft einsam. Ich kenne hier, dank Corona in meiner Uni Stadt noch niemanden, meine Kommilitonen durfte ich situationsbedingt leider noch nicht kennen lernen, mit meinen Mitbewohnerinnen schwimme ich auch nicht so richtig auf einer Wellenlänge. Die einzige Zeit in den letzten Wochen, in denen ich rede, sind Sprachnachrichten, die ich verschicke. Schon traurig. Vielleicht sind es deswegen auch so viele, obwohl ich mich wirklich versuche, zurückzuhalten. In zwei Wochen sehe ich meine Familie wieder. Ich bin jetzt vor fast einem halben Jahr zu Hause ausgezogen, wirklich Heimweh hatte ich, bis auf einige wenige und seltene Ausnahmen, eigentlich nie. Doch gerade die letzten Tage bekomme ich es immer mehr. Ich vermisse es, wieder Leute um mich herum zu haben (meine Mitbewohnerinnen zähle ich nicht wirklich dazu, ich sehe sie super super selten), mit ihnen zu reden, einfach mal wen zu sehen. Ich freue mich, wenn ich wieder zu Hause bin. Meine Familie wieder sehen kann. Aber so lange muss ich noch durchhalten.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Essen. Das mit der Regelmäßigkeit kriege ich irgendwie nicht (mehr) so richtig hin. Heute wieder. Morgens zwei kleine Toasts mit Frischkäse. Das wars. Man sollte meinen, ich hätte dann abends irgendwie Hunger, aber nein. Ich habe mir natürlich trotzdem etwas gemacht, rational gesehen, weiß ich, dass ich etwas essen muss. Meine Motivation dies zu tun, hält sich jedoch stark in Grenzen. Ich bin einfach müde, habe keine Lust, mir etwas zu kochen. Mir fällt es schwer, mich aufzuraffen.

Zumal das Kochen momentan auch überhaupt nicht mehr funktioniert. Das frustet. Zugegeben, als ich ausgezogen bin, war ich auch nicht der Sternekoch vom Herrn, aber ich habe es doch ganz gut geschafft, halbwegs Essbares auf den Tisch zu bringen. Was nicht mal ganz so übel schmeckte, man konnte es echt essen. Doch momentan funktioniert auch da überhaupt nichts mehr. Die Pizza wird im Ofen vergessen, sodass sie ganz schwarz wird und nur nach Kohle schmeckt, Eierkuchen, die anbrennen. Durch Corona habe ich versucht, mir anzugewöhnen, nur noch alle zwei bis drei Wochen einzukaufen – dadurch, dass ich derzeit unfassbar wenig esse (ich weiß, nicht gut, kann ich aber grad nicht ändern), muss ich auch nicht öfter. Vor einigen Monaten habe ich jede Woche eingekauft und dann für jeden Tag geplant, was ich da essen werde. Nun bin ich, wie gesagt, seltener beim Einkaufen und entscheide dann relativ spontan, was ich an dem jeweiligen Tag essen möchte, je nachdem, was der Kühlschrank grade bietet.

Man muss dazu sagen, in unserer WG gibt es zwei große Kühlschränke, jedoch kein Tiefkühlfach (was ich sehr schwierig finde). Wenn ich mir Gemüse mitbringe, muss es also ganz hinten im Kühlschrank gelagert werden und dann zur Zubereitung aus dem bereits durchgeweichten Karton befreit werden. Nun musste ich schon zweimal etwas wegwerfen, weil es im Kühlschrank nicht lange genug gehalten hat (wie auch, wenn es für den Gefrierschrank gemacht wurde). Ich werfe sehr sehr ungerne Essen weg, habe dann immer ein sehr schlechtes Gewissen, aber diese Sachen konnte man leider wirklich nicht mehr essen. Dann sind das diese Momente, wenn der Reis im Wasser kocht, man das Gemüse gerade wegtun musste, weil es sehr merkwürdig gerochen hat und auch nicht mehr so gut aussah (was durch die Kühlschranklagerung auch kein Wunder ist). Diese Momente, in denen einem die Tränen in die Augen schießen, weil es wieder nicht funktioniert hat. Ich mich aufgerafft habe, aber dennoch nichts Diese Momente, wo man dann abends einfach nur Reis isst. Ohne was dazu. Weil sonst nichts mehr da ist. Ein ähnliches Szenario hatte ich vor einigen Tagen, nur mit Schupfnudeln. Die wurden dann mit notdürftig Ketchup gegessen.

Aber so etwas ärgert mich einfach, es funktionier nichts und meistens liegt es auch noch an mir. Die Pizza ist verbrannt, weil ich so vertieft in das Schreiben der Hausarbeit war, dass ich sie völlig vergaß. Das Gemüse musste dran glauben, weil ich Tiefkühlprodukte zu lange im Kühlschrank lager, mein Fehler. Aber es frustet dennoch. Am liebsten würde ich mich heute Abend auch einfach unter der Decke verkriechen, ich bin müde, hab keine Lust mehr. Der Tag war heute sowieso nicht so gut, das Essen hat mir dann den Rest gegeben. Stattdessen sitze ich hier, und weine (mal wieder) ein bisschen vor mich hin, schwelge in Selbstmitleid und Heimweh, in Ärger über mein eigenes Versages und schreibe diese Zeilen, weil es gut tut, das rauszulassen. Ich möchte es nicht in mich hineinstopfen, habe sonst gerade niemanden, mit dem ich darüber reden kann, also versuche ich es auf diesen Weg. Ich habe nun noch den ganzen Abend vor mir, es ist mal grade halb neun. Keine Ahnung, was ich heute noch tun soll. Wie ich meinen Kopf mit all den negativen Gedanken ruhig kriege. Wie ich ihn kenne, wird das heute noch ein sehr langer Abend, bzw. Nacht. Ich hoffe, ich bin morgen früh zur Klausur nicht allzu müde.