„Your Mind is not your Feind“

Seit einigen Wochen habe ich mir angewöhnt, morgens nach dem Frühstück eine große Runde im Park spazieren zu gehen. Meistens höre ich dabei Hörbuch oder einen Podcast. Heute habe ich mal in einen Podcast reingehört, den ich vorher nicht kannte. Der Podcast „Your Mind is not your Feind“ dreht sich rund um unsere Gedanken, Selbstbewusstsein, Selbstwert etc. Also irgendwie alles, was ich bei mir selbst oft nicht so gut hinbekomme. Die Folgen gehen immer eine knappe halbe Stunde, also auch nicht allzu lang. Die erste Folge beschäftigte sich mit den Gedanken an sich.

Hier habe ich sehr viele interessante Dinge erfahren, die mir selbst vermutlich auch helfen können, manche Dinge positiver anzunehmen, als sie im ersten Moment erscheinen. Da ging es zuerst um Misserfolge. Wie oft haben wir es, dass wir etwas versuchen (zum Beispiel ein neues Hobby oder so), aber zuerst daran scheitern. Unzufrieden sind. Anfangs ist das völlig normal. Aber spätestens nach dem zehnten Scheitern hört wohl auch der letzte auf, mit den Gendaken „kann ich halt sowieso nicht.“. Wenn wir laufen lernen, müssen wir im Durchschnitt ca. 1.000 hinfallen, bis wir laufen können. Kinder fallen also 1.000 mal hin und stehen auch 1.000 mal wieder auf – bis sie es irgendwann auch ohne hinfallen können. Wenn man sich nun vorstellt, dass wir als Kinder auch bereits nach dem zehnten Versuch aufgegeben hätten, würden die allermeisten von uns heute vermutlich gar nicht laufen können. Diesen Ansatz fand ich sehr interessant.

Fast noch interessanter und vor allem auch hilfreich, fand ich die Information, dass wir jeden Tag um die 60.000 Gedanken haben. Von diesen 60.000 sind tatsächlich 70% negativ! Eine erschreckend hohe Zahl, wie ich finde. 3% der 60.000 sind positiv und der Rest sind flüchtige Gedanken wie „es regnet“. Wenn 70% des Tages (und somit im Schnitt 42.000 pro Nase und Tag) negative Gedanken ausfüllen, ist es kein Wunder, dass viele von uns von so trüben Gedanken geplagt werden. Wichtig ist jedoch zu erkennen, warum wir diese Gedanken haben. Meistens meint es der Verstand mit uns nämlich eigentlich gut. Er gibt uns die negativen Gedanken, damit wir später nicht so enttäuscht sind – als Selbstschutz sozusagen. Ein Beispiel: vor einer Klausur geistern die ganze Zeit die Gedanken „ich werde eine schlechte Note schreiben“ durch den Kopf. Wozu dient dieser Gedanke? Naja, er dient dazu, dass wir im Falle einer schlechten Note nicht ganz so enttäuscht sind, weil wir ja schon im Voraus damit rechnen. Wenn man mit einer schlechten Note rechnet kann man besser mit einer solchen umgehen, als wenn man mit einer guten gerechnet hat und dann umso mehr enttäuscht wird. Unser Verstand will uns mit diesen schlechten Gedanken also eigentlich nur schützen – also nett gemeint, nur oft etwas ungünstig rübergebracht.

Eine Übung, die hierzu empfohlen wurde, um den positiven Hintergedanken hinter den negativen Gedanken zu sehen, wurde auch vorgestellt. Ich denke, ich werde sie auch bei Zeiten – wenn es mir mal wieder etwas schlechter geht – ausprobieren. Man kann hierfür einfach Zettel (oder Karteikarten oder ähnliches) nehmen. Auf die eine Seite schreibt man den negativen Gedanken, z.B. „ich werde in der Klausur eine schlechte Note schreiben“. Auf die Rückseite dann den positiven Hintergedanken dazu – warum denkst du so? Was nützt es dir, so zu denken? Z.B. „dadurch ist meine Enttäuschung etwas geringer, wenn ich wirklich eine schlechte Note bekommen sollte.“

Mit dieser Übung sollen jedoch nciht die negativen Gedanken gerechtfertigt werden nach dem Motto „ach ja, die sind ja im Kern eigentlich positiv, also muss ich die negativen Gedanken jetzt einfach runterschlucken und akzeptieren, eigentlich sind sie ja gut und so“. Vielmehr soll der positive Hintergedanke die negativen Gedanken überdecken. Also „ich habe Angst, dass ich eine schlechte Note bekomme, damit ich später nicht ganz so enttäuscht bin“. Und vielleicht sieht man dann den ursprünglich negativen Gedanken, gar nicht mehr so negativ. Der Gedanke ist da, damit ich mich selbst schütze. So merkwürdig das auch klingt. Genau das gleiche mit Einsamkeit: „ich habe Angst, alleine zu sein“ –> „mein Verstand schützt mich davor, dass ich einsam bin“. Es ist also wichtig, die gute Absicht hinter den negativen Gedanken zu finden.

Ich finde, es ist ein sehr guter Anstoß, diese Übung mal zu probieren. Ich kann mir vorstellen, dass sie (gerade am Anfang) sehr schwer sein wird, aber ich glaube, es kann schon helfen, mit diesen negativen Gedanken besser umgehen zu können.

Die nächste Folge im Podcast geht um Selbstvertrauen, ich denke, die werde ich mir bei meine nächsten Spaziergang morgen früh anhören. Also auf jeden Fall jetzt schonmal (zumindest für die erste Folge definitiv!) eine riesen Empfehlung für den Podcast Your Mind is not your Feind (natürlich gibt es den nicht nur bei Spotify). Ich freu mich schon auf die zweite Folge morgen früh. Für heute hat sie mir auf jeden Fall dazu verholfen, nach den letzten stimmungstechnisch eher merkwürdigen Tagen heute wieder positiv in den Tag zu starten.

Euch allen eine schöne Woche!