Nicht nur davon träumen. Einfach machen.

Schon länger beschäftige ich mich damit, aus meiner WG auszuziehen und mir eine eigene Wohnung zu suchen. Es gibt viele Dinge, die mich hier stören, mich auch in gewisser Weise stressen und irgendwie auch unglücklich machen. Nach dem Plan wäre ich noch knapp 2 Jahre hier in der Uni Stadt. Nach dem Examen war immer der Plan, für das Referendariat in meine Heimatstadt zurück und mit meinem Freund zusammenzuziehen. Für zwei Jahre nochmal umziehen? Gerade, weil ab März mein Praxissemester bevor steht? Lohnt sich das überhaupt? Und wie soll ich mir die Wohnung überhaupt finanzieren? Ich habe das große Glück, dass ich bereits BAFöG beziehe, für eine Wohnung würde es allerdings bei Weitem nicht reichen. Ist eben etwas teurer als nur ein Zimmer.

Ich bin in letzter Zeit immer öfter am Überlegen. Soll ich noch die letzten zwei Jahre einfach durchziehen, dann zurück in die Heimat und alles nach Plan? Nach dem Plan, den ich mir vor meinem Studium gemacht habe, ohne überhaupt zu wissen, wie es ist, in einer anderen Stadt zu leben. Ich bin mir mittlerweile nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt wirklich direkt nach dem Studium wieder zurück möchte. Klar, ist es einfacher, wenn ich später in Niedersachsen unterrichten möchte, dort dann auch direkt mein Referendariat zu machen. Aber möchte ich das wirklich? Oder möchte ich hier bleiben? Ich fühle mich hier in dieser Stadt so unglaublich wohl. An sich würde ich gerne noch etwas länger hier bleiben. Aber wie würde das mein Umfeld finden? Meine Familie, mein Freund? Da stellt sich mir dann die Frage, will ich das, was ich möchte, machen? Oder lieber doch das, was ich glaube, was andere von mir erwarten?

Eigentlich sollte ich doch mein Leben leben. Ich meine, wir haben nur das Eine. Und ich werde eigentlich auch nie wieder 21 sein. 22. 23. Diese Lebensjahre soll ich dann in einer WG verbringen, in der ich mich ncht wohl fühle und unglücklich bin? Wieso nicht einfach das tun, worauf ich Lust habe? Noch bin ich jung. Diese Zeit kommt nie wieder zurück. Ich möchte es in ein paar Jahren einfach nicht bereuen, es nicht getan zu haben. Ich hätte so Lust, meine eigene kleine Wohnung zu beziehen. Sauberkeit. Ruhe. Keine wilden Partys, nach denen man dann in Corona-Quarantäne muss und seine Familie nicht sehen kann, weil die Mitbewohnerinnen an manchen Stellen etwas egoistisch und rücksichtslos sind. Meinen eigenen Platz, nur für mich. Einen Raum, zum Wechseln. Vielleicht sogar mit einem kleinen Balkon, damit ich auch mal draußen arbeiten kann.

Tja, das sind momentan so meine Träume. Aber wieso nur träumen? Wieso nicht einfach versuchen, die Träume wahr werden zu lassen?

Tatsächlich hätte ich auch große Lust, mir einen Studentenjob zu suchen. Durch die ehrenamtliche Nachhilfe, die ich gebe, habe ich gemerkt, wie gut es sich anfühlt, mal rauszukommen und etwas zu tun. Also für jemand anderen. Nicht nur für sich selbst (wie beim Studieren). Wenn man dann sogar noch dafür Geld bekommt, kann man sich davon dann vielleicht auch eine eigene Wohnung finanzieren. Neue Erfahrungen machen. Menschen kennenlernen. Mal eine ganz andere Seite vom Leben kennenlernen. Denn irgendwie habe ich auch total Lust auf „richtiges Arbeiten“. Aber ist das überhaupt so kurz vor, bzw. während des Praxissemesters so klug? Habe ich dafür überhaupt die nötige Energie und Zeit? Auf der anderen Seite bin ich bestimmt nicht die einzige, die während des Praxissemesters arbeitet.

Und dennoch habe ich irgendwie Angst, dass es ein Fehler sein könnte. Dass ich das alles zu naiv angehe und es nicht meistern werde. Dass es eigentlich schon im Voraus klar ist, dass ich das nicht schaffen werde. Aber auf der anderen Seite: selbst, wenn es ein Fehler sein sollte, kann ich daraus lernen und habe auf jeden Fall Erfahrungen für mich und mein Leben gesammelt. Und ich habe es zumindest versucht. Ich habe versucht, meinem kleinen Traum von einer eigenen Wohnung und noch etwas mehr Unabhängigkeit ein Stückchen näher zu kommen. Und hing ihm nicht nur in Tagträumereien hinterher.

Also, worauf warte ich eigentlich noch?