Gedanken zum Jahresstart

WARNUNG!: Wenn es dir gerade selbst nicht gut geht, dann lies den folgenden Text bitte nicht! Mir geht es gerade nicht so gut und ich schildere offen und ehrlich meine Gedanken.

Eigentlich sollte ich gerade an meinem Portfolio sitzen. Das Portfolio, das meine Eintrittskarte zur Klausur ist. Doch wie du liest, du ich das gerade nicht. Ich muss meine Gedanken einfach ordnen und mal hinauslassen. Aus diesem Grund wird dieser Beitrag auch vermutlich durcheinander sein, bitte verzeih mir, ich schreibe das, was mir gerade in den Kopf kommt und das ist leider nun mal nicht alles super geordnet – ich hoffe aber, dass es nach dem Schreiben etwas geordneter sein wird. 2021 ist nun fast eine Woche alt und ich muss sagen, bis jetzt ist es nicht so wirklich positiv gelaufen für mich. Ich kann dies an keinem bestimmten Ereignis fest machen, es sind viele kleine Dinge, die sich summieren. Hauptgrund ist mein Kopf. Er spielt momentan nicht so mit, wie ich es gerne hätte. Anfang der Woche hatte ich nachts das ein oder andere Mal ziemliche Angstzustände, die mich teilweise erst um fünf Uhr haben einschlafen lassen. Angst wovor? Tja, keine Ahnung. Ich höre Dinge, in die ich zu viel reininterpretiere. Oder in bilde mir Dinge ein zu sehen, die nicht existieren. Das ist zimelich beängstigend. Ich bin zum ersten Mal alleine in dieser fünfer WG. Und ich habe im Dunkeln sowieso schneller Angst, als andere. Meine Fantasie dreht dann manchmal mit mir durch. Vielleicht liegt es daran. Ich weiß es nicht. Ich fühle mich momentan ziemlich einsam, habe einige Sorgen, über die ich gerne sprechen möchte, weiß aber nicht, mit wem ich darüber sprechen kann. Gefühlt bin ich ganz alleine auf dieser Welt. Mir fehlt eine Umarmung. Wie gerne würde ich jetzte jemanden hier neben mir haben, der mich einfach nur in den Arm nimmt? Meine Familie ist zu Hause viel beschäftigt, ich kann sie nicht jeden Tag anrufen und manche Dinge möchte ich auch nicht, dass meine Mutter sie mitkriegt, sie würde sich nur Sorgen machen. Mein Freund hat auch keine Zeit, er schreibt seine Bachelor Arbeit, ist viel beschäftigt. Es gibt nicht viele weitere Menschen, mit denen ich über meine Sorgen spreche. Eine beste Freundin gibt es nicht mehr, seit ich vor zwei Jahren krank war und ihr Freund ihr plötzlich viel mehr bieten konnte als ich. Ich fühle mich leer und einsam. Komme morgens nicht aus dem Bett. Muss mich zusammenreißen, zu arbeiten, Lust und Motivation habe ich keine. Spaß macht es mir auch nicht mehr. Aber ich glaube, momentan wäre das mit allem so. Ich habe keine Lust mehr auf gar nichts, Yoga ziehe ich mehr oder weniger erfolgreich durch, das gibt mir immerhin eine halbe Stunde am Tag, in der ich mich wohl fühle und es mir danach besser geht. Es ist so still hier. Ich bin das nicht gewohnt. Zuhause war immer jemand da, meine Eltern, meine Schwester oder der Hund. Auch hier, bei vier weiteren Mitbewohnerinnen war ich seit meinem Einzug im Oktober bis auf diese Woche einen einzigen Abend hier alleine in der Wohnung. Heute Mittag wurde ein Paket geliefert. Ich mag Pakete nicht. Ich mag es nicht, wenn Menschen hier an der Tür klingeln und ich diese ins Haus lassen muss. Das Klingeln hatte mich so erschreckt, mein Paket sollte erst morgen kommen. Nun kam es schon heute. Es wurde allerdings bei einem Nachbarn abgegeben, weil ich zu langsam war. Das Paket muss ich vermutlich morgen dann abholen. Es ist so ein Zwiespalt, ich möchte keine Menschen sehen, gleichzeitig wünsche ich mir aber, dass jemand hier ist. Ich mit ihm reden kann. Durch das Online Semester kenne ich auch, bis auf eine Mitbewohnerin, niemanden aus meinem Studiengang. Ich sitze hier ganz alleine in einer fremden Stadt und weiß nicht, was ich tun soll. Die letzten Tage habe ich sehr viel geweint. Bin zu viel in Selbstmitleid geschwommen. Momentan schaffe ich es immerhin, aufzustehen und 3-4 Stunden effektiv etwas für die Uni zu machen. Ich muss dran bleiben, wenn ich den ersten Tag im Bett verbringe, ist es zu spät. Und das darf es nicht sein. Man muss sich gegen sein inneres Gefühl wehren. Egal wie schwer es fällt, egal, ob es jemanden interessiert, ob du aufstehst oder nicht. Du tust das für dich. Bald ist wieder Sommer, dann wird es nicht mehr so schnell dunkel, mir fehlt Tageslicht. Am Tag rede ich derzeit vermutlich nicht mal eine halbe Stunde. Mir fehlt das. Ich komme mit dieser Stille und der Einsamkeit nicht zurecht. Ich habe schon öfter überlegt, was ich tun könnte. Nach Hause fahren? Aber dort fällt es sofort auf, dass es mir nicht gut geht, wenn ich alleine bin und mich niemand wirklich sieht, fällt es leichter, zu tun, als wäre alles in Ordnung. Um die anderen nicht zu nerven. Schade, dass mein 2021 direkt mit einem kleinen Tief losgeht. 2020 hatte so gut geendet. Dennoch bin ich positiv, man darf sich dem Tief nicht ergeben, sondern versuchen, aktiv wieder heraus zu kommen. Alles ist momentan für mich anstrengend. Aufstehen, kochen, sogar einfache Sachen wie duschen oder Zähne putzen. Ich habe etwas Angst. Vor 3 Jahren hatte ich bereits ein heftiges mentales Tief, noch geht es mir gut, aber ich weiß nicht, wie lange ich das so schaffe. Ich weiß nicht, wie lange ich mich so über Wasser halten kann. Am liebsten würde ich den ganzen Tag einfach im Bett liegen und nichts tun. Aber das geht nicht und das darf ich nicht, denn dann ist es vorbei und umso schwerer wieder hoch zu kommen. Ich muss versuchen, am Ball zu bleiben. Es bringt nichts, sich nun immer weiter hineinzureden. Ich muss etwas dagegen tun. Ich weiß bloß noch nicht was. Ich habe keine Lust und ich bin erschöpft, mir fehlt die Kraft. Ich habe Angst vor den Klausuren, vor allem Mathe. Alle sagen, die Klausuren in der Uni sind viel schwerer, als die in der Schule. So wie man in der Schule gelernt hätte, fliege man in der Uni auf die Nase. Ich habe Angst, vor dem Moment, durch eine Klausur durchzufallen. Dieser Moment wird kommen, das ist mir klar. Aber ich habe dennoch Angst vor ihm. Vor meinem Feierabend heute liegen 47 Seiten über analytische und synthetische Methoden im Schriftspracherwerb, die ich für das Portfolio zusammenfassen muss. 3 Vorlesungen, die zusammengefasst werden wollen. Dann ist Feierabend für heute. Es wirkt wie ein Riesenberg. Durch ein virtuelles Gespräch vorhin fiel mir auf, dass es eigentlich nicht viel ist. Ich stell mich extrem an. Viele müssen diesen Umfang jeden Tag und dann noch auf einer anderen Sprache lesen und zusammenfassen. Oder noch mehr machen. Dadurch ist mir klar geworden, was für ein jämmerlicher Wurm ich momentan bin. Früher hätte ich mich nie über sowas beklagt. Aber momentan kann ich das nicht. Jetzt sitze ich hier, mal wieder am weinen und im Selbstmitleid schwelgen. Und dann fehlt leider nicht mehr viel zum Selbsthass. Ja, zwischen Selbstmitleid und verächtlichem Selbsthass ist bei mir leider nicht viel Platz. Wertlosigkeit, eine Last, nerven, rumheulen wegen Nichts, undankbar, faul, minderwertig… das sind nur einige Wörter, die mir in den Kopf kommen. Ich fühle mich wertlos, weil ich nicht so unterstützen kann momentan, wie ich es gerne möchte. Ich habe keinen Appetit mehr, ess eigentlich nur, damit es nicht schlecht wird. Hunger oder Appetit habe ich jedoch keinen. Jeder hat Hoch- und Tiefphasen. Dieses Tief überrascht mich jedoch schon. Außer die Einsamkeit gibt es eigentlich realistisch betrachtet nichts, was mich stört oder aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Außer ich selbst. Beziehungsweise mein Kopf. Es wäre schön, die Gedanken ausstellen zu können.

Als es mir das letzte Mal nicht gut ging, habe ich versucht, dies durch Schlafmangel zu regeln. Ich weiß nicht, ob es daran gelegen hat oder ob es bloß Zufall war. Ich werde es jedoch wieder versuchen. Mein Wecker wird morgen früh gestellt, ich versuche meinen Tag zu strukturieren. Kein Aufstehen am Nachmittag. Frühstück, Mittag und Abendbrot in einem. Morgen früh wird mein Wecker klingeln und ich werde auch zu dieser Uhrzeit aufstehen. Yoga machen, duschen gehen. Mich anziehen, frühstücken, Zähne putzen. An den Schreibtisch setzen und produktiv sein. Mit einem Erfolgserlebnis in den Tag starten. Ich hoffe, dass ich so meine Lage ein wenig in den Griff bekomme. Ich werde es versuchen. Obwohl ich eher Typ Eule bin, im Abitur konnte ich auch vormittags lernen. Ich werde berichten, ob ich es durchgezogen habe und wie es mir dann geht. Bis dahin, danke, wenn du dir den Text bis jetzt tatsächlich durchgelesen hast. Es tat gut, mal alles rauslassen zu können, ohne das Gefühl zu haben, jemandem seine Zeit zu stehlen (denn du hast dich wenn dann freiwillig dazu entschieden, deine freie Zeit diesem geistigen Dünnschiss zu opfern XD). Mir geht es schon ein wenig besser. Ich werde jetzt noch eine Vorlesung für das Portfolio bearbeiten und dann mache ich Feierabend, morgen früh klingelt der Wecker ;-).

Falls es dir gerade auch nicht gut geht und du bis hierhin gelesen hast, hoffe ich, dass dich mein Gefühlsausbruch nicht negativ beeinflusst hat. Als letzte Anmerkung meinerseits vielleicht noch. Was ich gerne tu, wenn es mir nicht gut geht: ich habe eine Schachtel (es geht auch ein normaler Schuhkarton), in der viele Erinnerungen an schöne Momente sind. Dies können Fotos, Briefe, Eintrittskarten, selbst geschriebene Erinnerungen oder Gegenstände sein. Die Gegenstände kannst du dir dann immer anschauen, wenn es dir nicht so gut geht. Mir zaubert es meistens wieder ein kleines Lächeln ins Gesicht. Vielleicht kannst du ja auch etwas damit anfangen? Oder du hast schon soetwas in der Art?