Periode, Hormone und was ich momentan fühle

Dieser Artikel erscheint spontan und außerhalb meiner geplanten Sonntag-Abend-Veröffentlichungen. Er ist vermutlich auch der, bis jetzt, intimste und privateste für mich. Mich beschäftigt dieses Thema gerade sehr und ich möchte darüber reden. Direkt am Anfang: in diesem Beitrag geht es um Periode, physische und psychische Krankheiten, die Pille und meine Erfahrungen mit ihr. Wenn du dies nicht lesen möchtest, würde ich mich freuen, wenn du bei meinem nächsten Artikel wieder dabei bist. Ich möchte kein Mitleid oder was auch immer dieser Text bei Lesern auslösen kann, ich möchte darauf aufmerksam machen, dass jeder Mensch anders fühlt. Nur weil die eine Frau bei ihrer Periode kaum bis keine Beschwerden hat, heißt es nicht, dass es andern auch so geht. Ich möchte einfach nur meine Gedanken niederschreiben, was mich derzeit belastet, ich habe diesen Weg des Blogs dafür gewählt, weil ich niemanden in meinem Umfeld, mit diesem Thema nerven möchte, da gerade alle viel zu tun haben. Was nicht heißt, dass man selbst dann einfach schweigen soll. Mir hilft es meistens sehr, über meine Probleme zu reden, ich hoffe, das wird diesmal auch der Fall sein. Wenn auch stumm geschrieben in einem Blogpost.

Ich muss, um meine Situation verständlich zu machen, ein paar Jahre zurückspringen. Aus meiner Überschrift konntest du bereits entnehmen, dass es sich um das Thema Periode drehen wird. An meine erste Periode kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich war 12 und es kam absolut überraschend. Ich hatte Schmerzen, konnte diese damals jedoch noch nicht einordnen. Meine Schmerzen und Symptome während jeder Regel wurden von Mal zu Mal stärker, bis ich mit 14,15 Jahren regelmäßig umkippte und mich übergeben musste vor Schmerzen. So viele Tabletten, die ich jeden Monat deswegen geschluckt habe, im Nachhinein der Wahnsinn. Mir wurde damals gesagt, ich solle direkt am Abend, wenn ich bereits ein leichtes Ziehen verspürte, eine Tablette nehmen (ich habe immer Buscopan plus genommen, andere haben bei mir kaum etwas gebracht), dann wenn ich das erste Mal vor Schmerzen aufwache, die nächste und dann alle paar Stunden, wenn ich die nächste wieder nehmen darf. Was ich mir in diesem Alter für Massen an Tabletten reingekippt habe, nur um halbwegs durch den Tag zu kommen, ich habe sehr sehr oft deswegen in der Schule gefehlt, da ich mich vor Schmerzen kaum bewegen konnte.

Mit 15 bin ich dann das erste Mal zum Frauenarzt gegangen und habe mich bezügliche meiner Periode beraten lassen. Diese hat mir sofort die Pille verschrieben (ich weiß, derzeit wird sie in den Medien nicht sonderlich hoch gelobt). Mit der Einnahme der Pille wurde es jedoch tatsächlich etwas besser. Man muss dazu sagen, ich blute immer recht lange (teilweise bis zu 10 Tage) und die ersten 2,3 Tage waren wirklich immer der absolute Horror für mich. Mit der Pille ging es dann ein wenig bergauf. Ich habe eine normale genommen, also mit dreiwöchiger Einnahme und einwöchiger Pause (in der dann die Regel kommen sollte). Mit der Pille kam ich auch sehr gut zurecht. Sie hat es geschafft, dass ich nicht mehr jeden Monat wegen meiner Tage in der Schule gefehlt habe, sondern nur noch ab und an. Übergeben musste ich mich auch nicht mehr so oft.

Ich hatte dann mit 16 über ein halbes Jahr starke Bauchschmerzen, aus denen sich dann auch eine mittelschwere Depression entwickelte. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es keine schwere Zeit für mich und auch mein Umfeld war. Ich habe mich aus dieser sehr schweren Zeit aber wieder hochgekämpft und mir ging es dann ab Januar 2018 wieder sehr gut. Ab Februar 2018 gingen dann jedoch die Bauchschmerzen wieder los, viele Krankenhausaufenthalte und ein Schulwechsel folgten. Die letzte (Verdachts-)diagnose: Morbus Crohn (chronisch entzündliche Darmerkrankung).

Jetzt fragen sich viele bestimmt, weshalb ich das jetzt erzähle. Mir ist es tatsächlich auch erst einige Monate später durch Zufall aufgefallen. Ich musste während meiner zweiten Krankheitsphase die Pille aus verschiedenen Gründen absetzen. Das war im Mai. Ab September gingen die Bauchschmerzen wieder weg und ich habe seit dem keine Beschwerden mehr. Ich dachte zunächst, ich wäre einfach jetzt in einer schubfreien Zeit, jedoch is mir irgendwann durch Zufall der Beipackzettel meiner damaligen Pille in die Hände gefallen. Mögliche Nebenwirkungen: unter anderem „chronisch entzündliche Darmerkrankungen, z.B. Morbus Crohn“. Natürlich kann es ein Zufall gewesen sein, aber ich habe seit dem Absetzen dieser Pille und dem Abklingen der Entzündung keine Beschwerden mehr und ich hatte auch vorher nie Beschwerden mit meinem Verdauungstrakt. Ich möchte damit einfach nur sagen, dass man, wenn man Krankheiten entwickelt, auch die Pille in Betracht ziehen sollte, wenn man sie nimmt und diese absetzen oder wechseln. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich, zwar keine offensichtlichen Nebenwirkungen von der Pille hatte, sie mir aber zumindest diese Darmgeschichte begünstigt hat.

Nach dem Absetzen der Pille ging es dann ähnlich weiter wie vorher, unglaubliche Schmerzen bei der Periode, zusammenklappen, usw. Ich hatte auch erstmal genug von dem Thema Pille (ich hatte keinen Freund, von daher war die Pille bis dahin für mich tatsächlich nur aufgrund meiner Regel interessant und weniger zur Verhütung). Aber letztes Jahr bin ich wieder zu einem anderen Frauenarzt gegangen und habe wieder mit ihr über meine Probleme bei meiner Regelblutung gesprochen. Ich fühlte mich in meinem Alltag sehr eingeschränkt. Ich habe dann die Minipille verschrieben bekommen, also eine Pille, die durchgenommen wird und wo man auch keine Periode bekommt. Die Aussichten, nicht mehr jeden Monat für 2-3 Tage komplett ausgeknockt zu sein, klang verlockend. Ich habe die Pille dann ein knappes Jahr genommen. Bis auf anfängliche depressive Verstimmungen (die, so denke ich, durch den Hormonwechsel gar nicht mal so selten sind), hatte ich keine weiteren Probleme. Ich habe jedoch im Laufe des Jahres sehr oft mit Scheidenpilzen zu kämpfen gehabt (bei mir äußerte er sich nicht durch jucken, da ich ihn nicht äußerlich hatte, sondern innen. Ich hatte Blutungen und Schmerzen. WICHTIG an dieser Stelle ist mir, dass so ein Pilz absolut NICHTS mit mangelnder Hygiene oder so zu tun hat! Frau kann oft dafür gar nichts!). Nach dem 4. mal innerhalb eines halben Jahres hat es mir gereicht, ich bin wieder zum Arzt und habe mir eine andere verschreiben lassen.

Nun bin ich endlich an dem Punkt angelangt, zu dem ich eigentlich wollte. Ich nehme seit einem Monat eine neue Pille, auf natürlicher Basis, also mit natürlichen Hormonen. Ich nehme diese auch durch, allerdings habe ich am Ende jedes Streifens 4 Placebo Pillen, also Pillen ohne Wirkstoff. Am Montag habe ich den ersten Placebo genommen, Donnerstag den letzten. Ich hatte ein wenig Angst ehrlich gesagt, weil ich nicht genau wusste, was mich erwarten würde. Meine Ärztin sprach davon, dass manche Patientinnen gar nichts spüren, andere habe eine leichte Blutung, andere eine (verkürzte) Periode.

Wie gehts mir? Ich hatte diese Woche massiv mit Müdigkeit und Antriebslosigkeit zu kämpfen, war (meist ohne Grund) sehr traurig und habe auch viel geweint. Abends konnte ich nicht einschlafen, in mir wütet eine gar nicht so unbekannte Leere, ich weiß nicht, wohin mit meinen Gefühlen. Morgens kam ich kaum aus dem Bett. Ich habe wieder vergessen, regelmäßig zu essen. Donnerstag habe ich nur gefrühstückt, Freitag konnte ich mich immerhin neben dem Frühstück zum Abendessen bringen. Ich habe seit 2 Tagen Unterleibschmerzen. Starke Kopfschmerzen. Unfassbar müde. Gestern hatte ich vormittags nur ein Tutorium, ich musste mich danach wieder hinlegen, da ich so erschöpft war. Immerhin habe ich dann abends ein wenig arbeiten und mein Gemüt ein wenig aufheitern können. Ich habe bis 24 Uhr gearbeitet, mich gefreut, dass ich endlich mal wieder richtig durchziehen konnte. Dann kam jedoch die Nacht, in der ich aufgrund von Schmerzen aufwachte und aufgrund von Schmerzen und Gedanken nicht wieder einschlafen konnte. Zwischen 24 und 9 Uhr habe ich vielleicht 4 oder 5 Stunden schlafen können.

Ich merke, wie es mir (neben den Schmerzen im Unterleib) nicht gut geht im Moment. Ich warte ab, was die nächsten Monate kommt, sollte sich nichts bessern, werde ich wohl wieder wechseln müssen. Eine andere Alternative, meine Periode in den Griff zu bekommen, kenne ich leider nicht, ich habe schon sehr oft geschaut.

Ich mache mir ein wenig Sorgen um mich selbst. Vor 2 Wochen noch habe ich mit meinem Freund darüber gesprochen, dass es diesen Winter durch Corona bestimmt noch mehr Fällt von psychischen Erkrankungen gibt. Ich war mir zu 100% sicher, dass ich nicht davon betroffen war (obwohl ich schon vorbelastet war). Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Das ständige Weinen, nicht aufstehen wollen, sich selbst vernachlässigen, Antriebslosigkeit, nur im Bett liege, essen vergessen, Appetitlosigkeit, grübeln, Selbsthass. All das sind Dinge, die mir nicht unbekannt sind, was mir eine umso größere Angst bereitet.

Aktuell liege ich mit Krämpfen in meinem Bett (ich hab mich immerhin schon angezogen, das liegt aber eher daran, weil ich in einer WG lebe und ich nicht möchte, dass jemand etwas mitbekommt, wie es mir eigentlich geht… komische Angewohnheit von mir) und habe meine erste Mahlzeit nach 20 Stunden gegessen: ein paar Tomaten, Gurkenstücke und den restlichen Quark von gestern Abend. Ich weiß auch, dass ich nicht nur auf die Pille hoffen darf, dass die das richtet, sondern, dass ich auch selbst etwas tun muss, aber das ist manchmal gar nicht so einfach.

Ich hoffe sehr, dass sich das in den nächsten Tagen wieder einstellt. Ansonsten gehe ich direkt zum Frauenarzt und lass mir etwas anderes verschreiben. Ich möchte es gar nicht erst soweit kommen lassen.

Wenn du es bis hierhin mit Lesen geschafft hast, möchte ich dir danken, dass du es bis hierher durchgehalten hast und ich dir einen Einblick in meine derzeitige Gefühlswelt geben konnte. Vielleicht hast du ja ähnliche Erfahrungen gemacht oder kennst jemanden, dem es so geht/ging. Mir hat es auf jeden Fall geholfen, meine Gedanken ein wenig zu ordnen. Danke fürs Lesen!